Spaziergang zum Wert des Alten

Das Thema des Spazierganges des Naturschutzvereins Albisrieden brachte eine Gruppe interessierter Menschen am herbstlich gestimmten Nachmittag im alten Dorfkern von Albisrieden zusammen.

Wie es dazu kam, dass der alte Kern des ehemaligen Bauerndorfes Albisrieden in den 60er Jahren erhalten blieb, erzählte uns Hans Amstad auf eindrückliche Weise. Es waren visionäre Menschen in Gemeinderat und Bevölkerung, die sich engagiert für den Erhalt der alten Bausubstanz einsetzten, um die alten Bauten und Quartiere als Zeitzeugen und soziale Baugeschichte für die Nachwelt zu bewahren. Denn der Abriss von alten Gebäuden (seit 2002 werden jährlich rund 300 Gebäude in der Stadt Zürich abgerissen) lässt Strukturen und Lebensräume einer vergangenen Zeit verschwinden. Damit geht auch ein grosser Teil an natürlichen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen verloren.

Der Präsident des NV Albisrieden, Andi Ducry, wies danach auf den vielfältigen Lebensraum in alten Gebäuden hin. In Dachböden und Scheunen finden Säugetiere wie Fledermäuse und Marder Unterschlupf und Rückzugsorte für die Jungenaufzucht. Mehlschwalben finden an porösen Wänden unter Dachvorsprüngen gute Plätze für den Bau ihrer Nester, während Mauersegler ihre Nester in Hohlräumen in Wänden oder unter Dachziegeln bauen können.

Um diese Lebensräume nicht zu verlieren, sollten bei der Renovierung alter Gebäude Fledermaus- und Vogelnistkästen eingebaut werden, Dachstühle erhalten bleiben und die Fassaden bewusst so gestaltet werden, dass weiterhin Nischen für Tiere zu finden sind.

Später erzählte uns Martina Vogel, wie sie auf der Suche nach einem Platz zur Hühnerhaltung im ehemaligen Garten der Jakob-Bäckerei fündig wurde. Zusammen mit der Quartiergruppe Hochneun, später auch mit Hilfe engagierter Freiwilliger, entstand dort im Laufe der letzten Jahre inmitten von Albisrieden ein Garten mit grosser Biodiversität. Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell sich die Natur zurückmeldet, wenn man ihr Platz gibt. Hier kann man Distelfinken, Hausspatzen, Schmetterlinge und vielerlei andere Tiere beobachten. So wurde aus einem alten Garten mit grossem Einsatz und viel Wissen um die einheimische Natur etwas Neues gestaltet, ein wunderbarer Erholungsraum für Jung und Alt im heutigen Quartier Albisrieden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar